Montag, 21. Februar 2011

Vorveruteilung des Guttenbergs?

Es ist doch merkwürdig, wie wenig ein normal Sterblicher in der Lage sein soll, wissenschaftliches Vorgehen zu beurteilen. Es handelt sich doch bei der Prüfungskommission nicht um einen Geheimbund der nach einem Prozedere verfährt, das von Außenstehenden nicht beurteilt werden könnte. Sicher mag es einige Detailfragen geben, die ein Laie nicht sofort beantworten kann. Aber den Blick für das Grobe und dazu gehört, dass eine Doktorarbeit nicht aus seitenlangen, ungekennzeichneten Zitaten zusammengeschustert sein kann, beherrscht doch wohl jeder. Im folgenden Beitrag heißt es dennoch, dass wir anhand der Website (http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Plagiate), die sich mit der Aufarbeitung der Dissertation befasst, keine Schlussfolgerungen ziehen dürfen.  (Mal einfach in die nächsten 20s reinschauen.)


Warum sollten wir nicht anhand der dargestellten Daten in der Lage sein, den Sachverhalt zu beurteilen? Es zeigt sich doch dort, dass große Teile der Doktorarbeit einfach nur abgeschrieben sind. Warum sollte dabei wissenschaftlicher Sachverstand nötig sein, um zu urteilen, dass abschreiben einfach mal falsch ist? Auf der Website Wikiplag zeigt sich das enorme Ausmaß. Falls Guttenberg tatsächlich von der Prüfungskommission nur gerügt werden sollte, dann haben wir einen Wissenschaftsskandal ungekannten Ausmaßes vorliegen. 

An späterer Stelle zeigen dann die Befragungen von Bürgerinnen und Bürgern sehr verquere Ansichten zu Doktortiteln und wissenschaftlichen Vorgehen. Da heißt es von einer Befragten, dass sie selbst viele Menschen mit Doktortiteln kenne, die alle geschummelt haben sollen. Da fragt sich doch in welchen Kreisen die Dame verkehrt und warum ihr diese Bekannten oder gar Freunde mitteilen, dass sie geschummelt hätten. An anderer Stelle wird behauptet, dass das ganze nur politischer Zirkus sei, um einen guten Mann fertig zu machen.


Ich bin der Meinung wir können Guttenberg verurteilen anhand der Daten, die wir haben. Was ist aber die weitere Konsequenz? Der Fall Guttenberg muss ein Umdenken in unserer Anerkennung der Bildung bewirken und vielleicht auch erstmal über den Wert der Bildung sowie Wissenschaft informieren. Erschummelte Doktortitel sollten zumindest nicht zu unserer Vorstellung einer akzeptierbaren Welt gehören. In unser arbeitsteiligen Welt brauchen wir qualifizierte Experten, die wir eben durch den Werdegang an der Uni ausbilden. Wenn wir aber zulassen, dass der Doktortitel korrumbierbar ist, so verlieren wir ein wichtiges Qualifikationsinstrument in unserer Gesellschaft.

Darüberhinaus verfahre ich bei meinen Wahlentscheidungen immer so, dass ich mich frage, wer die größte Kompetenz besitzt und diesen dann wähle, denn ich möchte das komplizierte Sachverhalte auch entsprechend ihrer Komplexität behandelt werden. Ein akademischer Titel hilft mir zunächst über den Sachverstand des Kandidaten zu urteilen. *lach* Wenn nun herauskommt, dass ich hierin getäuscht worden bin, dann möchte ich, bitte sehr, rückwirkend meine Wählerstimme zurück haben.

Anhang: Nach Darstellung des Morgenmagazins hat Horst Seehofer Guttenberg abgehalten zurückzutreten. Die CSU-Sippe hält zusammen, aber es ist ja auch klar, schließlich hat Seehofer Guttenberg erfunden.

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