Samstag, 5. Februar 2011

Das Interesse der Wirtschaft an Demokratie

Mubarak kann sich nicht mehr auf sein Machtnetz stützen. Was Demonstrierende nämlich tatsächlich erreichen, ist eine wirtschaftliche Stilllegung ihres Landes. Wenn aber kein Kapital mehr erwirtschaftet werden kann, dann steht der Sinn einer Militärdiktatur, die ja Stabilität versprechen soll, in Frage. Dieser Sachverhalt dürfte das Netz der Macht lockern und durchlässig machen für demokratische Ansprüche. In diesem Sinne hat Mubarak, gleich wieviele Anhänger er noch hat, schon verloren.

Die Miltitärregimes als Bollwerk gegen den Kommunismus haben ausgedient und daher ist jede wirtschaftliche Stabilität erwünscht. Jeder Tag des Protests in Ägypten kostet angeblich 228 Millionen Euro. Wir dürfen daher ruhig annehmen, dass sich aus diesem Grund auch das Militär neutral verhält und die Forderungen der Demonstranten als "legitim" bezeichnet (vgl. http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-02/aegypten-armee-demonstration-aufloesung?commentstart=9#comments). Im Weiteren heißt es zu den Verhandlungen mit dem General: "Ein Korrespondent der BBC zitiert den General mit den Worten: "Ihr habt das Recht, Euch zu artikulieren, aber bitte erhaltet, was von Ägypten übrig ist." Im Gegenzug hätten diese ihm Blumen geschenkt. Als die Demonstranten jedoch nicht auf seine Forderungen eingingen, verließ Al-Rawini den Platz." (vgl. http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-02/aegypten-armee-demonstration-aufloesung?commentstart=9#comments)

Es lässt sich also genau eines erkennen, das Interesse, was sich unabhängig vom Einzelnen auf der Makroebene an Demokratie zeigt, ist vor allem ein wirtschaftliches. Die einzelnen Toten, die ihr Leben für ein besseres Leben einer profitorientierten Kultur lassen, spielen dabei eine untergeordnete Rolle.



Nach einem Artikel der Zeit bedarf es aber nichtmal mehr der Polizei, dass Menschen bei den Protesten sterben. In den arabischen Staaten erscheint Selbstverbrennung als legitimes Mittel des Protests (http://www.zeit.de/2011/04/Nahost-Nordafrika-Opposition).
Das Militär jedoch hat kein Interesse an den Einzelnen. Die letzten Tage zeigen, dass das Militär eine Deeskalationsstrategie verfolgt. Friedliche Protestierende genauso wie gewalttätige Protestierende stören niemanden, es sei denn, der wirtschaftliche Schaden gerät zu groß. Machen wir uns doch nichts vor. Staaten haben aus wirtschaftlichen Interessen bereits mehrere Millionen ihrer Söhne verheizt. Wen der Großverdiener interessiert denn der einzelne Tote? Und selbst all die Leser dieses Artikels, die vielleicht mit Anteilnahme den ungerechten Tod des Einzelnen wahrgenommen haben, werden diesen auch ebenso schnell wieder vom Alltag wegspülen lassen. Die Makropolitik spielt nicht auf der Ebene der Mikrokosmen. Dafür fehlt uns Menschen der Sinn. In erster Linie errechnen wir die Konsequenzen für unser Leben. Wir erleben es ja in der Regel als Hürde die größeren Ideale überhaupt denkerisch zu erschließen und zu antizipieren.

Aufgrund dieser Tatsachen wäre es rational die Protests auf das zuzuschneiden, womit letztlich die Lösung auch erreicht wird. Stilllegung der Wirtschaft. Der Denkfehler steckt nun aber wiederrum darin, dass ein wirtschaftler Schaden Ägyptens im Endeffekt wieder eine Bedrohung der einzelnen Existenzen bedeutet.

Skulpturenfeld Eichstaett-112

Die Durchsetzung der Demokratie bedeutet letztlich die Gewalt des Volkes gegen sich selbst. Genau genommen heißt es: Menschen töten Menschen.

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